Kinder soll man so erziehen, dass sie freiwillig Verantwortung für sich und andere übernehmen, schreiben viele Elternratgeber. Einen selbstbewussten Menschen bauen, der reflektieren und anderen helfen kann, scheint das Ziel zu sein.
Es ist für gesunde und starke Menschen leichter, neue starke Menschen zu erschaffen. Aber es ist hoffentlich nicht unmöglich, seelisch stabile junge Menschen zu kreieren, wenn mensch selbst schwach ist und instabil.
Verantwortung ist wohl so ein zentraler Wert in der Selbstemanzipationsdebatte. Zu dem stehen, was man getan hat, und entweder souverän Lob annehmen oder sich Verbesserung geloben.
Verantwortung übernehmen ist eine heftige Herausforderung für die Ängstlich-Vermeidenden.
Man könnte die Verantwortung gar nicht verdient haben oder damit nicht umgehen können. Die meisten Verantwortungen basieren auf sozialen Kompetenzen, erfordern die also, und genau die hat oder glaubt die Ängstlich-Vermeidende Person nicht zu haben. Also lehnt sie die Verantwortung lieber ab, bevor sie beim Versuch, die Herausforderung zu meistern, scheitert und womöglich für längere Zeit ein unfähiges Image bekommt.
Wer nie verantwortungsvolle Aufgaben übernimmt, wird aber für ewig Handlanger ohne Entscheidungsbefugnis bleiben. Und damit immer den Launen der Entscheidungsträger ausgeliefert.
Ich finde, das ist ein Teufelskreis, zumindest in der Moderne, wo von den Menschen ständiger Ehrgeiz erwartet wird. Wer hat schon noch Verständnis für die karrieretechnisch Genügsamen ?